Maulhelden

Oehlers Einkaufswelt: Gegen Verhandlungsende. Geschlossene Frage: „Wollen Sie mit uns zu diesen Konditionen zusammenarbeiten?“ Mein Gegenüber sagt laut und deutlich: „Ja, ich will!“ Ich werde das Gefühl nicht los. Er sagt ja, meint aber nein. Ein Gefühl? Nein. Purer Faktencheck. Da stimmt was nicht. Die Grundlage: Face- und Bodyreading. Ich gleiche in Millisekunden das verbal Gesagte mit dem para-verbal und non-verbal Gesagten ab. Um zu überprüfen und Sicherheit zu bekommen, ob es eine Deckungsgleichheit oder Abweichung gibt. Darin bin ich Experte. Aber nicht nur ich. Jeder von uns. Diesen „Wahrheitscheck“ machen wir alle. Bei jedem Gespräch. Vielfach jedoch unbewusst und untrainiert.

Kolumne Joe

Eine Studie der TU-Dresden zeigt: Von 100% Kommunikation sind 7% verbal (schriftlich, mündlich). Der „Rest“ von 93% teilt sich mit 55% auf non-verbal (Körpersprache, Mimik, Gestik etc.) und 38% para-verbal (Stimmlage, Sprechtempo, Hautverfärbungen etc.) auf. Diese non- und paraverbalen „Informationen“ registrieren wir besonders stark über die Augen. Unser Auge nimmt hundertmal schneller und somit in der gleichen Zeiteinheit mehr Informationen auf (10.000.000 Bit/Sec.), als zum Beispiel das Ohr (100.000 Bit/Sec.). „Man lügt wohl mit dem Munde, aber mit dem Maule, das man dabei macht, spricht man doch noch die Wahrheit“.

 

Gemeint ist, dass man an der Mimik, an der Gestik als auch an der Stimme, dem Händedruck oder der Hauteigenschaft sehr gut ablesen kann, ob das verbal Gesagte mit dem „körperlich“ Gesagten übereinstimmt. Das, was wir als leichtfertig als Gefühl abtun, beruht folglich nicht auf einem Gefühl, sondern auf einem klaren, strukturierten Analyse- und Abgleichprozess. Daher ist gerade bei wichtigen Entscheidungen das persönliche Gespräch durch nichts zu ersetzen - auch um „Maulhelden“ zu entlarven.

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